Die Macht der Himmelskinder von risuma-night-blue (Ein etwas anderer Krimi; SetoxJoey) ================================================================================ Kapitel 34: Mitsuki = Mokuba? ----------------------------- Nachdenklich klingelte Joey bei seiner Schwester. Die Erlebnisse der letzten Stunde hatten ihn doch ziemlich mitgenommen. Seto da stehen zu sehen, mit einem alten Teddybären in der Hand, der seinem Bruder gehörte, schmerzte ihn ziemlich, vor allem, weil Seto versuchte seine Tränen zu unterdrücken. Mehr als ihm Halt anbieten und Halt für ihn zu sein, konnte Joey im Augenblick nicht tun. Aber jetzt hatte er das Bedürfnis, sich davon zu überzeugen, dass es seiner Schwester gut ging. Serenity öffnete ihrem Bruder die Tür und schaute ihn überrascht an. „Was verschafft mir die Ehre, Bruderherz?“ Joey lächelte wehmütig. „Ich wollte nur mal schauen, wie es dir geht. Und da ich gerade zufällig in der Gegend war, dachte ich, schau doch einfach mal kurz vorbei.“ Serenity bat ihren Bruder herein und auf dem Weg ins Wohnzimmer fragte sie ihn ganz nebenbei: „Es ist irgendetwas vorgefallen, dass kann ich dir an der Nasenspitze ansehen. Setz dich doch, und erzähl mir alles.“ Joey war über die Feinfühligkeit seiner Schwester keineswegs überrascht, wusste er doch, dass er ihr so schnell nichts vormachen konnte. „Warte, ich mach uns noch schnell einen Tee, und dann kannst du mir erzählen, was dich bedrückt.“ Serenity verschwand schnell in der Küche und kam nach kurzer Zeit mit einer Kanne dampfenden Tees und zwei Tassen wieder und setzte sich zu ihrem Bruder. „So, und nun schieß los – Was ist geschehen?“ Joey bedankte sich für den Tee, nahm sich eine Tasse und begann mit leisen Worten davon zu erzählen, dass Kaibas Elternhaus zerstört wurde, und wie sehr der Verlust Seto getroffen hatte. Serenity nickte verstehend, sie hatte sich genauso grässlich gefühlt, als sie vor Joeys abgebrannter Wohnung gestanden hatte. „Weiß man schon, wer es war?“, erkundigte Serenity sich interessiert. „Es soll ein fünfköpfiger Drache gewesen sein, wenn man den Aussagen der Augenzeugen glauben darf.“, antwortete Joey seiner Schwester. Kurz hatte er überlegt, ob er das seiner Schwester erzählen sollte, oder nicht, aber es würde morgen mit Sicherheit in der Zeitung stehen oder in den Nachrichten kommen. Und wenn es wirklich stimmte, dann konnte sie auch gleich die Wahrheit kennen, nun ja, fast... Ungläubig schaute Serenity ihren Bruder an, das klang einfach zu unglaublich. „Und glaubst du, dass es so gewesen sein könnte?“, forschte sie nach. Joey nickte leicht. „Ja, das glaube ich, ich kann mir nicht vorstellen, dass sich so viele Menschen die gleiche Geschichte ausdenken würden.“ Serenity schaute ihrem Bruder aufmerksam ins Gesicht, für die Ungeheuerlichkeit der Aussagen, schien er merkwürdig gelassen und gleichzeitig ernst zu sein. Für gewöhnlich hatte er für solche Dinge doch immer einen lockeren Spruch auf den Lippen. „Das ist aber noch nicht alles, nicht wahr?“ Joey schluckte, als seine Schwester ihn so forschend anblickte. Doch zum Glück blieb ihm die Antwort erspart, denn Serenitys Handy klingelte genau in diesem Augenblick. Mit leuchtenden Augen griff Serenity zu ihrem Mobiltelefon und meldete sich. Ihre Wangen färbten sich ganz leicht rosa, als sie der Stimme im Telefon lauschte. Joey grinste vor sich hin, gleich wäre es an ihm, Fragen zu stellen... Das würde ihn auch ganz gut ablenken. Vergnüglich hörte Joey dem Geturtel seiner Schwester zu, als sie telefonierte. Schließlich beendete Serenity das Gespräch, und legte ihr Handy verlegen beiseite. „War das etwa dein Freund?“, neckte Joey seine Schwester. Die leichte Röte in Serenitys Gesicht vertiefte sich, als sie verlegen bejahte. „Jaja – die Liebe... Das braucht dir doch nicht peinlich zu sein.“ Joey freute sich für seine Schwester, und so, wie seine Schwester eben ausgesehen hatte, schien es ihr wirklich ernst zu sein... Um seine Schwester ein wenig abzulenken, schlug Joey ihr vor, doch gemeinsam Abendessen zu machen und sich noch etwas nettes ihm Fernsehen an zu schauen, bevor auch er wieder nach Hause gehen würde. Serenity war dankbar, dass ihr Bruder sie aufmunterte, und so wurden es noch zwei fröhliche Stunden, die die beiden Geschwister miteinander verbrachten, bis Joey sich von einem Taxi nach Hause bringen ließ. Joey hatte sich gerade an Setos Laptop gesetzt, um seine E-Mails zu lesen, als die Tür ging und Seto auch wieder zu Hause war. Als letztes öffnete er endlich den Anhang von Yukis E-Mail mit Mokubas gealterter Fotografie. „DAS GIBT’S DOCH NICHT!“ Seto war auf dem Weg in sein Zimmer um sich umzuziehen. Verwundert blieb Seto bei Joeys Ausruf stehen und fragte nach: „Was gibt’s nicht?“ „Ich hab Mokuba gefunden.“ Joey saß immer noch fassungslos vor Setos Laptop und starrte auf den Bildschirm. Seto wurden die Beine weich. „Du spinnst...“, sagte Seto tonlos, dann kam der Ärger hoch, „...das ist ein verdammt übler Scherz, den du hier machst.“, fügte er scharf hinzu. Wie konnte Joey das einfach behaupten? „Nein, das ist kein übler Scherz.“ Joey wurde der Hals ganz trocken. „Ich hab einer Bekannten ein Bild von Mokuba gegeben, und sie wollte es für mich altern lassen, also ein Bild von ihm anfertigen, wie er heute aussehen würde, und das hat sie mir geschickt.“ „Woher hattest du überhaupt ein Bild von meinem Bruder?“, fragte Seto misstrauisch nach, sein Herz raste bei dem Gedanken an seinem Bruder. Seto hatte seinen Bruder so lange vergebens gesucht – er wagte es nicht zu glauben, dass es sich wirklich um Mokuba handelte. Die Enttäuschung, sollte er es nicht sein, wäre unerträglich für ihn. „Ich hatte mir eine Kopie von der Akte deines Bruders angefordert, nach dem ich dich wieder getroffen hatte. Und Yuki sah das Bild und wollte mir helfen, sie hatte mir auch schon mit dem Papier geholfen... Ich habe den Mann auf diesem Bild kennen gelernt.“ Joey hob seinen Kopf und blickte Seto schweigend an. „Warum hast du die Akte angefordert?“, flüsternd kamen die Worte und Seto hatte das Gefühl neben sich zu stehen. Das passierte jetzt nicht wirklich – sollte seine Suche tatsächlich zu Ende sein? Mit zitternden Fingern rieb er sich über seine Stirn. „Du hast ihn kennen gelernt?“ Seto traute sich immer noch nicht es zu glauben. „Ich wollte wissen, warum du so geworden bist, wie du warst, als wir uns nach so vielen Jahren wieder gesehen hatten. Und dabei erfuhr ich, dass dein Bruder entführt wurde. Ich wollte schauen, ob ich dir irgendwie helfen kann...“ Joey blickte Seto um Verzeihung bittend an. „Meine Schwester hat ihn mit hier her gebracht, als sie mich nach dem Brand besuchen kam. Er ist ihr Freund.“ „Er war schon hier? ... Er ist der Freund deiner Schwester?“, ein Kloß bildete sich in Setos Hals, die anderen Worte nahm er gar nicht so recht wahr. Mit weichen Knien ging er zu Joey, setzte sich neben ihn und sah auf das Foto auf dem Bildschirm. Tränen stiegen Seto in die Augen, zum zweiten Mal heute, doch diesmal waren es Tränen der Erleichterung. „Wo ist er jetzt?", fragte Seto mit erstickter Stimme. „Wo er jetzt genau ist, kann ich dir leider nicht sagen. Er arbeitet als Journalist und ist unterwegs um für einen Verlag Burgen und Schlösser zu besuchen und Material für einen Führer zusammen zu tragen. Ich hatte vorhin die Ehre dem Geturtel meiner Schwester zu hören zu dürfen. Und sie weiß auch nicht, wann genau er wieder zurückkommt.“ Joey legte einen Arm um Seto und zog ihn tröstend an sich heran. Seto konnte nur noch nicken, er brachte keinen Ton mehr raus und als Joey ihn an sich heran zog, war alles zu spät. Seto konnte seine Tränen nicht mehr zurückhalten, legte seine Arme um Joey und hielt sich an ihm fest. Nach einer Weile hatte Seto sich wieder beruhigt – sein Gefühlsausbruch war ihm peinlich und er ließ Joey wieder los. „Entschuldige.“, sagte Seto leise. „Schon gut, aber du brauchst dich doch nicht zu entschuldigen. Neun lange Jahre hast du nach deinem Bruder gesucht, hast immer darauf bestanden, dass er noch lebt, und nun gibt es das erste Lebenszeichen von ihm. Und da willst du so stark sein und nicht weinen? Kleiner Dummkopf...“ sagte Joey zärtlich und blickte Seto liebevoll an. Seto hatte ein Herz, sogar ein riesengroßes, das hatte er ihm gerade eben wieder bewiesen. „Morgen ruf ich meine Schwester an, und frag sie, wo er wohnt.“, sagte Joey aufmunternd zu Seto. Joeys Worte und sein Blick waren Balsam für Setos Seele. Er wischte sich die letzten Tränen aus dem Gesicht und lächelte Joey etwas unsicher an. „Danke.“. Mehr konnte Seto im Augenblick nicht sagen, dennoch drückte dieses eine Wort seine ganzen Empfindungen aus. „Siehst du, man braucht dieses kleine Wort doch hin und wieder.“, neckte Joey schelmisch seinen Freund. „Und jetzt sollten wir wohl besser ins Bett gehen, oder willst du mir noch ein bisschen von Mokuba erzählen, und wie es nach seiner Entführung für dich war?“, wurde Joey wieder ernst und blieb noch auf der Couch sitzen. „Da gibt es nicht viel zu erzählen, nachdem ich dich verloren hatte, war Mokuba der einzige, der für mich da war. Obwohl er nicht verstanden hatte, was in mir vorging, war er einfach da. An dem Tag, als er entführt wurde, brachen meine negativen Gefühle hervor – und nichts konnte sie aufhalten. Das einzig Gute war, das sich sogar Gouzaboro vor mir fürchtete und so hatte ich wenigstens meine Ruhe vor ihm. Und das war es letztendlich auch, was ich nur noch wollte – meine Ruhe. Niemand sollte mir noch zu nahe kommen... so konnte mich wenigstens keiner mehr verletzen.“ Seto schwieg eine Weile, dann fügte er leise hinzu: „Davor habe ich immer noch am meisten Angst – verletzt zu werden.“ „Das kann ich sehr gut verstehen.“, nickte Joey. „Ich kann dir nicht versprechen, dass ich dich niemals verletzen werde, aber willentlich werde ich es niemals tun.“, antwortete Joey ernst. Seto holte einmal tief Luft, sah Joey an und meinte dann: „Du hast Recht, wir sollten jetzt zu Bett gehen, es ist schon spät." Seto sah in Joeys Augen, strich durch das blonde Haar und gab ihm einen kurzen Kuss. „Das ist mehr, als ich erwarten kann. Zumal ich mir nicht sicher bin, dass das gleiche für mich gilt. So vieles ist neu für mich... ich weiß es einfach nicht." „Mach dir keinen Stress. Du vertraust mir – und das genügt mir.“, erwiderte Joey und legte seine Hand auf Setos Arm. „Und wenn du Hilfe brauchst, du weißt ja, wo du mich finden kannst.“, lächelte Joey Seto zu. „Wer geht zuerst ins Bad?“, wechselte Joey das Thema. Seto grinste. „Ist meine Wohnung, ich geh zuerst.", schon stand er auf und war im Bad verschwunden. Wenig später kam Seto wieder raus. „Gute Nacht.", sagte er zu Joey und schloss seine Tür hinter sich. „Dir auch eine gute Nacht.“, wünschte Joey, bevor er ins Bad ging und anschließend ebenfalls in sein Bett. Seto lag noch lange wach, der Gedanke an seinen Bruder ließ ihn nicht zur Ruhe kommen. Er dachte auch über Joey nach – seit dem Vorfall mit Mahou hatte sich ihr Verhalten zu einander geändert. Vorher hatte ihre körperliche Anziehung die Oberhand, doch jetzt spielte sie keine Rolle. Joey war einfach nur für ihn da, er verlangte und erwartete nichts, und doch wusste Seto, dass er sich bald entscheiden musste. Schließlich schlief Seto doch ein – wirre Träume suchten ihn heim. Erinnerungen aus Kindertagen tauchten auf und verschwanden wieder, dann erschien jemand, den er gar nicht in seinen Träumen haben wollte – Pegasus. Er sah jetzt ganz anders aus, nichts war von dem kühlen Geschäftsmann mehr übrig. Grinsend kam der Weißhaarige auf ihn zu. „Wie geht es dir? Hast du mich vermisst?“ Seto schüttelte den Kopf. „Nein, das habe ich nicht. Was willst du?“ „Dich.“, bekam er zur Antwort. „Du brauchst doch bestimmt Trost – nachdem dich alle verraten haben.“ „Nicht alle haben mich verraten.“, entgegnete Seto kühl. „Ach, du meinst das Blondchen... keine Sorge, er wird dich auch noch verraten, glaube mir.“, dicht trat der Braunäugige an Seto heran. „Komm zu mir, nur bei mir findest du dein Glück.“, flüsterte er in Setos Ohr und strich mit seiner Hand über das Gesicht des Blauäugigen. „Finger weg.“, presste dieser zwischen den Zähnen hervor, das gefiel ihm ganz und gar nicht. „Wer wird sich denn so sträuben, ich zeig dir wie schön die Berührungen sein können.“, hauchte ihm Pegasus nun ins Ohr, ließ dabei seine Finger über Setos Körper gleiten. Obwohl Seto nicht mit Ketten gefesselt war, konnte er sich kaum rühren. Unruhig wälzte Seto sich hin und her, bestrebt, den gierigen Händen zu entkommen – gequält stöhnte er immer wieder: „Nein... das ist nicht wahr... ich will nicht...“ Joey erwachte mitten in der Nacht. Warum, wusste er auch nicht, er wälzte sich eine Weile in seinem Bett herum, doch als er nicht wieder einschlafen konnte, stand er doch auf und stattete dem Bad einen kurzen Besuch ab. Auf dem Rückweg in sein Zimmer hörte Joey Seto stöhnen, und nach den Erlebnissen der letzten Tage, hielt Joey es für besser, wenn er kurz nach dem rechten sah. „Nein... das ist nicht wahr... ich will nicht...“, stöhnte Seto immer wieder auf und wälzte sich in seinem Bett herum. Sorgenvoll setzte Joey sich an Setos Bett, streichelte ihm über die Haare und versuchte ihn zu beruhigen. „Schhht... es wird alles gut, ich bin doch bei dir.“ Unbedingt wollte Seto dem Weißhaarigen entfliehen, doch schaffte er es nicht, panisch bemerkte Seto, dass er bald keine Kraft mehr für die weitere Gegenwehr hatte, sein Atem ging heftig. Als Seto die Wärme spürte, die ihm schon einmal das Leben gerettet hatte, fand er wieder genug Kraft, um den unerwünschten Besucher aus seinem Geist zu vertreiben. An dessen Stelle trat kurz eine flüchtige Erscheinung, die nicht lang genug dauerte, um Einzelheiten zu erkennen. Seto öffnete seine Augen und sah direkt in Joeys Augen, die ihn sorgenvoll ansahen. „Joey“, meinte Seto müde, „ So langsam wird es zur Gewohnheit, das du mich aus meinen Träumen holen musst.“ „Das macht mir nichts aus... stell dir mal vor, du wärst ganz alleine... nicht auszudenken... aber jetzt bin ich ja bei dir, jetzt wird alles wieder gut.“ Joey nahm Setos Hand und streichelte sie sanft. „Du solltest der Einfachheit wegen, gleich hier bleiben.", meinte Seto leise. „Ja, du hast Recht. Nicht immer werd ich wach, wenn es dir nicht gut geht. Wenn es dich also nicht stört, dann bleib ich gern bei dir.“ Joey wartete darauf, dass Seto seine Zustimmung gab, bevor er zu ihm ins Bett kam. Seto rückte zur Seite und da Joey immer noch seine Hand hielt, zog er ihn einfach ins Bett. „Aber nicht das du mir die Decke klaust.“, murmelte Seto, bevor er wieder einschlief. „Hab ich nicht vor.“, lächelte Joey, während er sich zu Seto unter seine Decke legte. „Ich bleib einfach ganz dicht bei dir.“, flüsterte Joey leise und schloss seine Augen. Joey atmete zweimal tief ein, dann schlief er glücklich lächelnd ein. Das Lächeln verschwand während der ganzen Zeit nicht von Joeys Gesicht. Er träumte lauter schöne Sachen, die er so mit Seto unternahm, und war rundum glücklich. Als etwas seine Nase kitzelte, musste Joey niesen, doch weil das störende nicht verschwinden wollte, öffnete Joey die Augen und blickte auf einen braunen Haarschopf, der auf seiner Brust ruhte. Es waren Setos Haare die ihn so ‚nett’ geweckt hatten. Sanft streichelte Joey über Setos Haare – ganz vorsichtig, damit er Seto nicht aufweckte. Joey schlummerte noch ein Weilchen weiter, doch schließlich war es seine Blase, die dieses sanfte Idyll beendete und Joey sich vorsichtig unter Seto hervorschlängelte, immer darauf bedacht ihn nicht zu wecken. Nach einem tiefen, traumlosen Schlaf erwachte Seto ausgeruht. Er fühlte sich richtig gut, aber er wollte noch nicht aufstehen. Seto hatte das Gefühl gehabt, jemand würde ihm über seine Haare streicheln und behutsame Bewegungen hatten ihn aus dem Tiefschlaf geholt. Langsam öffnete Seto seine Augen, er sah Joey gerade noch aus dem Zimmer gehen. Wieso war er hier? Seto vergrub sein Gesicht im Kissen – es roch eindeutig nach Joey, wie er feststellte. Was war passiert? Wieso war Joey in seinem Bett? Langsam kam die Erinnerung wieder und ihm wurde bewusst, das Joey ihm wieder einmal aus einer Notlage geholfen hatte. Seto fragte sich langsam, warum Joey immer wusste, wann es ihm sooo schlecht ging. Aufseufzend drehte sich Seto auf den Rücken, verschränkte die Arme hinter seinem Kopf und schloss wieder die Augen – nein, er hatte noch keine Lust aufzustehen. Wie schaffte es Joey – nur durch seine Anwesenheit – seine Visionen und Träume zu durchbrechen und ihn vor dem Schlimmsten zu bewahren? Seto horchte in sich hinein und bald erkannte er, dass er sich bei dem Blondschopf geborgen und sicher fühlte. Aber warum? War es wirklich nur Joeys Zuneigung, die diese Gefühle in ihm auslösten? In Seto nistete sich ein Gefühl ein, das er nicht zu ordnen konnte – er kannte es nicht, doch Seto beschloss, es erst mal zu dulden. Joey gönnte sich eine ausgiebige Dusche, und nach dem er damit fertig war, ging er mit einem Handtuch bekleidet in die Küche und bereitete ein ausgiebiges Frühstück vor – wenn Seto aufwachen würde, hätte er gewiss großen Hunger. Danach ging er in sein Zimmer und zog sich fertig an. Der Duft frisch gebrühten Kaffees zog in Setos Zimmer und kitzelte ihn an der Nase, sein Magen meldete sich gleich erwartungsvoll grummelnd. Dem konnte Seto nicht widerstehen – seufzend stand Seto auf, suchte sich seine Sachen zusammen und verschwand im Bad. Nach einer ausgiebigen Morgentoilette erschien Seto fertig angezogen in der Küche. „Guten Morgen, Joey. Das ist eine nette Überraschung.“, begrüßte er den Blondschopf. Joey hatte sich gerade die zweite Tasse Kaffee genommen, als Seto zu ihm in die Küche kam. „Guten Morgen, Seto. Ach weißt du, ich konnte nicht mehr schlafen, und da dachte ich mir, dass du dich über einen gedeckten Frühstückstisch sicher freuen würdest.“ Er nahm noch einen Schluck Kaffee, stellte seine Tasse auf dem Tisch ab, und erhob sich lächelnd. „Wie möchtest du dein Ei – weich oder hart?“ „Da hast du richtig gedacht“, entgegnete Seto gut gelaunt, „Ich hätte es gerne weich.“ Seto goss sich eine Tasse Kaffee ein und setzte sich an den Tisch und beobachtete Joey. Joey legte zwei Eier in den Eierkocher, den er in Setos Küche gefunden hatte und machte für sie beide ein weich gekochtes Frühstücksei. Mit den fertig gekochten Eiern setzte Joey sich wieder zu Seto an den Tisch und wünschte ihm einen Guten Appetit. Seto überlegte sich, ob er Joey nach den Vorkommnissen der letzten Nacht fragen sollte, und ehe er sich bremsen konnte stellte er auch schon die Frage: „Warum bist du letzte Nacht in mein Zimmer gekommen?“ Sorgfältig widmete Joey sich seinem Ei, strich sich Butter auf sein Brötchen und biss einmal herzhaft hinein. „Auf meinem Weg vom Bad zurück in mein Zimmer hörte ich dich ziemlich laut stöhnen, du riefst immer: „Nein, das ist nicht wahr, ich will nicht...“, und weil so viel in der letzten Zeit vorgefallen ist, dachte ich, dass es besser wäre, einfach mal nachzuschauen. Bist du mir jetzt Böse deswegen?“, antwortete Joey ihm. „Warum sollte ich dir Böse sein? Ich hab mich nur gefragt, wieso du immer zur richtigen Zeit da bist.“, Seto biss in sein Brötchen und nach dem er den Bissen heruntergeschluckt hatte, meinte er: „Du hast mir einmal dadurch das Leben gerettet und letzte Nacht hast du mich davor bewahrt Opfer von Pegasus Begierde zu werden.“ Seto sah direkt in Joeys Augen. „Nein, ich bin dir wirklich nicht böse.“ Joey fiel vor Schreck das Brötchen aus der Hand. „Du wärst das Opfer von Pegasus Begierde geworden?“ Joey runzelte seine Stirn, DAS konnte er sich jetzt überhaupt nicht vorstellen. „Wie sollte das denn geschehen? Aber ich kann dir auch nicht sagen, warum ich immer bei dir war, ich weiß nur, dass ich jedes Mal wach wurde, und bevor ich nicht auf die Toilette gehen würde, nicht wieder einschlafen konnte. Und dabei hab ich dich dann gehört...“ „Genau kann ich dir auch nicht sagen, wie das funktioniert hätte, aber ich habe seine Hände gefühlt und seinen Atem gespürt, dazu seine Worte... Für mich war es in dem Augenblick sehr real.“, erklärte Seto zögernd, anders konnte er es nicht ausdrücken. „Na ja, jedenfalls bin ich froh das du da warst... das du da bist.“ „Ja, das bin ich auch.“, meinte Joey ernst. „Wenn du willst, kann ich immer bei dir schlafen.“, wagte Joey sich vorsichtig vor. Seto überlegte und sah Joey dabei nachdenklich an, schließlich nickte er. „Wenn du frech wirst, werfe ich dich aus dem Bett.“, stimmte Seto grinsend zu. „Das ist fair.“, grinste Joey zurück. Nach dem das Frühstück beendet und die Küche wieder aufgeräumt war, ging Seto in seinen Trainingsraum, holte die Akte, legte sie auf den Couchtisch und machte sein Laptop bereit. Sein Bruder hatte noch Zeit – er hatte neun Jahre nach ihm gesucht, da kam es auf die paar Tage, bis er ihn endlich treffen konnte, auch nicht mehr an. Dieser Fall war im Augenblick dringlicher... Auf einmal fiel Seto etwas ein und er wandte sich an Joey. „Versteh mich jetzt nicht falsch, kennst du dich in der Schwulenszene aus?“ „Na ja, ich selbst bezeichne mich zwar als schwul, weil ich mit Frauen nichts anfangen kann“, begann Joey vorsichtig, „aber mit der Szene hab ich nicht wirklich was zu tun... Es sei denn du zählst das Blue-Eyes mit zur Szene, weil dort viele Schwule verkehren. Aber unter unseren Kunden gibt es etliche, mit denen ich mich recht gut verstehe... Warum willst du das wissen?“, wollte Joey neugierig wissen. „Könntest du herausbekommen, ob Pegasus ebenfalls schwul ist?“, erkundigte sich Seto. „Bisher hab ich nichts darüber gehört, dass er es wäre, allerdings ist über Pegasus nicht viel bekannt. Wenn ich es so recht bedenke, tritt er in der Öffentlichkeit immer solo auf. Aber ich kann mal Duke fragen, der kennt sich in der Szene aus.“, antwortete Joey. „Das wäre nett. Ich glaube nicht, dass er es ist, aber ich brauche die Bestätigung.“, gab Seto zurück. 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